Die Einkommensteuer ist eine essenzielle Abgabe, die Erwerbstätige in Deutschland leisten. Sie wird auf das Einkommen natürlicher Personen erhoben, welches aus verschiedenen Quellen wie Arbeitseinkommen, Mieten oder Kapitalerträge stammen kann. Die Einkommensteuer ist eine tragende Säule zur Finanzierung öffentlicher Ausgaben, wie etwa in den Bereichen Bildung, Gesundheitswesen und Infrastruktur. Nicht zu vernachlässigen ist die Tatsache, dass der individuelle Steuersatz vom Einkommensniveau abhängt, wobei höhere Einkommen prinzipiell mit einem höheren Steuersatz belegt sind.
Um eine gerechte Besteuerung sicherzustellen, gewährt der deutsche Fiskus verschiedene Freibeträge. Einer davon ist der Grundfreibetrag, der im Jahr 2021 bei 9.744 Euro angesiedelt war. Das bedeutet, dass Einkommen unter diesem Betrag nicht der Einkommensteuer unterliegen. Familien profitieren zudem von steuerlichen Vorteilen: Es gibt Kinderfreibeträge sowie Möglichkeiten, Kosten für die Kinderbetreuung steuermindernd geltend zu machen.
Ein weiterer Pluspunkt ist für verheiratete Paare, die von einer gemeinsamen Veranlagung und somit einem doppelten Grundfreibetrag partizipieren können. Dieser Umstand führt zu einer potenziellen Steuerersparnis gegenüber der individuellen Veranlagung mit identischem Gesamteinkommen. Auch Kapitalerträge, wie Zinsen oder Dividenden, sind steuerpflichtig, genießen allerdings einen Freibetrag von 1.000 Euro seit dem 1. Januar 2023. Die geltenden Bestimmungen und Regelungen zur Einkommensteuer sind im Einkommensteuergesetz (EStG) festgeschrieben und sollten gut verstanden sein, um unerwartete steuerliche Belastungen zu vermeiden.
Wie wird die Einkommensteuer in Deutschland berechnet?
Die Einkommensteuer in Deutschland folgt einem progressiven Tarif. Das bedeutet, dass das zu versteuernde Einkommen den Maßstab darstellt, nach dem die Höhe der Steuer bestimmt wird. Von diesem Einkommen werden Sonderausgaben, außergewöhnliche Belastungen und diverse Freibeträge abgezogen, um letztlich den steuerlichen Betrag festzulegen.
Arbeitnehmer erhalten eine Einkommensteuertabelle, die Auskunft darüber gibt, wie viel Steuer monatlich vom Lohn abzuziehen ist. Für Selbstständige ist es ratsam, zur Berechnung ihrer Einkommensteuer professionelle Unterstützung heranzuziehen oder spezialisierte Software zu nutzen. Des Weiteren spielt der Wohnsitz bzw. der gewöhnliche Aufenthalt für die Steuerpflicht eine entscheidende Rolle, die in unbeschränkte oder beschränkte Steuerpflicht kategorisiert wird.
- Unbeschränkt steuerpflichtig sind Personen mit Wohnsitz oder Aufenthalt in Deutschland.
- Erweitert unbeschränkt steuerpflichtig können Personen sein, die im Ausland leben, jedoch gewisse Einkünfte aus Deutschland beziehen.
- Fiktiv unbeschränkt steuerpflichtig können langjährige Auslandsdeutsche ohne Wohnsitz in Deutschland sein, die bestimmte Einkünfte aus der Bundesrepublik erhalten.
- Beschränkt steuerpflichtig sind Personen ohne Wohnsitz oder Aufenthalt in Deutschland, die dennoch Einkünfte aus Deutschland haben.
- Erweitert beschränkt steuerpflichtig können Personen werden, die keine Bezüge zum deutschen Wohnsitz oder Aufenthaltsort haben, jedoch bestimmte Einkünfte oder Vermögen in Deutschland vorweisen können.
Die Besteuerung basiert auf dem Prinzip der Leistungsfähigkeit und strebt eine gerechte Lastenverteilung unter den Steuerzahlern an. Die konkreten Steuersätze orientieren sich an der Einkommenshöhe und der zugehörigen Steuerklasse des Steuerpflichtigen.
Einkommensteuer Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern
Die Einkommensteuer in Deutschland findet sich mit einer Abgabenquote von 38,3 Prozent (Stand 2020) international betrachtet im oberen Mittelfeld. Dies spiegelt die hohe Steuer- und Abgabenlast für deutsche Bürger wider. Ein interessanter Vergleich ist die Besteuerung des Gewinns von Kapitalgesellschaften, wo Deutschland mit knapp unter 30 Prozent (Stand 2021) eine attraktive Besteuerung für Unternehmen bietet.
Unter den EU-Ländern zeichnet sich Deutschland außerdem durch einen relativ niedrigen Umsatzsteuerregelsatz von 19 Prozent aus, was Konsumenten zugutekommt. Mit einer Steuerquote von 23,1 Prozent im Jahr 2020 liegt Deutschland im internationalen Vergleich im Mittelfeld, wohingegen skandinavische Staaten, Frankreich oder Italien deutlich höhere Quoten verzeichnen.
Einkommensteuerarten in Deutschland
Das deutsche Steuersystem unterscheidet sieben Einkunftsarten, die für die Einkommensteuer relevant sind:
- Einkünfte aus Land- und Forstwirtschaft
- Einkünfte aus Gewerbebetrieb
- Einkünfte aus selbstständiger Arbeit: beispielsweise Einkommen von Freiberuflern wie Ärzten oder Architekten.
- Einkünfte aus nichtselbstständiger Arbeit: Gehälter und Löhne aus einer Festanstellung.
- Einkünfte aus Kapitalvermögen: Erträge aus Zinsen oder Dividenden.
- Einkünfte aus Vermietung und Verpachtung: Einnahmen aus der Vermietung von Immobilien.
- Sonstige Einkünfte: beispielsweise Renten oder Spekulationsgewinne.
Steuerfreie Einkommen werden hingegen nicht berücksichtigt. Die Kenntnis der genauen Einkunftsarten ist für die richtige Zuordnung der steuerpflichtigen Einnahmen unerlässlich.
Was ist der Einkommensteuerfreibetrag in Deutschland?
Der Einkommensteuerfreibetrag in Deutschland ist eine entscheidende Größe, da bis zu einem Einkommen von 10.347 Euro für Alleinstehende bzw. 20.694 Euro für Verheiratete im Jahr 2022 keine Steuern anfallen. Neben dem prominenten Grundfreibetrag gibt es den Arbeitnehmerpauschbetrag für Werbungskosten sowie den Unterhaltshöchstbetrag. Letzterer muss nachgewiesen werden und entspricht dem Grundfreibetrag.
Wie mache ich eine Einkommensteuererklärung in Deutschland?
Eine Steuererklärung in Deutschland zu erstellen, erfordert das Befolgen bestimmter Schritte, beginnend mit der Erkenntnis, ob eine Abgabe erforderlich ist. Sammeln Sie relevante Belege und Dokumente, ermitteln Sie Ihr Einkommen sowie abzugsfähige Ausgaben und wählen Sie das entsprechende Steuerformular. Nach Einreichung der Unterlagen beim Finanzamt steht die finale Überprüfung durch den Steuerbescheid an. Hier können je nach Bedarf Korrekturen eingefordert oder Einsprüche erhoben werden.
Einkommensteuersätze in Deutschland für das Jahr 2022
In Deutschland gelten für das Jahr 2022 folgende Einkommensteuersätze:
- Der Einstiegssatz von 14 Prozent für Einkommen ab 9.984 Euro.
- Der Spitzensteuersatz von 42 Prozent gilt für Einkommen ab 58.597 Euro.
- Die sogenannte Reichensteuer von 45 Prozent greift bei Einkommen ab 270.501 Euro.
Verheiratete oder in einer eingetragenen Partnerschaft lebende Personen können durch die gemeinsame Veranlagung und die Division der Einkommen profitieren, was insbesondere bei unterschiedlichen Einkommen zu Steuervorteilen führen kann. Zudem existieren diverse Ausgaben, die die Steuerlast verkürzen wie Werbungskosten, Sonderausgaben und außerordentliche Belastungen. Der Kinderfreibetrag sowie der Pflege-Pauschbetrag mindern ebenfalls die Steuerlast.
Steuerklassen in Deutschland und ihre Auswirkungen auf die Einkommensteuer
Die Einkommensteuer wird in Deutschland durch die Wahl der Steuerklasse maßgeblich beeinflusst. Sie reichen von Klasse I für Alleinstehende ohne Kinder, über Klasse III für Alleinverdienende Verheiratete bis zu Klasse VI für Mehrfachbeschäftigte. Der Faktor der Steuerklasse IV berücksichtigt die Lohnunterschiede zwischen Ehepartnern genauer. Die individuelle Auswahl hat direkten Einfluss auf das Nettoeinkommen und damit auf die monatliche finanzielle Belastung.
Einkommensteuerabzüge in Deutschland: Eine Übersicht
Durch den cleveren Einsatz von Abzügen und Freibeträgen kann in Deutschland die Einkommensteuerbelastung gesenkt werden. Werbungskosten, Sonderausgaben und außergewöhnliche Belastungen helfen, die Steuerlast zu vermindern. Der Freibetrag für das Jahr 2022 erleichtert die Steuerlast bei Ledigen und Verheirateten und durch die gemeinsame Veranlagung können Ehepartner von weiteren Einsparungen profitieren.
Einkommensteuer für Selbstständige in Deutschland
Für Selbstständige ist die Einkommensteuer besonders bedeutsam, da diese nach dem Gewinn besteuert werden. Neben Freibeträgen müssen Selbstständige auch den Solidaritätszuschlag und eventuell die Kirchensteuer beachten. Die Steuerberechnung erfolgt nach Abzug sämtlicher Betriebskosten und kann durch professionelle Tools oder Steuerbüros erfolgen. Außerdem sind Gewerbe- und Umsatzsteuer für selbstständige Unternehmer relevante Abgaben.
- Selbstständige zahlen Einkommensteuer basierend auf ihrem Gewinn und persönlichen Freibeträgen
- Solidaritätszuschlag und Kirchensteuer können zusätzlich anfallen
- Berechnung der Einkommensteuer über spezialisierte Tools oder Dienstleister möglich
- Regelmäßige Vorauszahlungen auf die Einkommensteuer nötig
- Gewerbe- und Umsatzsteuer sind ebenfalls zu berücksichtigen
- Verrechnung der Gewerbesteuer mit der Einkommensteuer ist möglich